Freitag, 19. Dezember 2014

PLACE GARIBALDI


Der Platz Garibaldi, der älteste große Platz Nizzas, ist ab 1773 gebaut worden, mit der Absicht, die Strecke zwischen Turin, der damaligen Hauptstadt, und Nizza befahrbar zu machen. Man entschied also, diese königliche Route, deren Nizzaer Endstation die aktuelle Avenue de la République ist, mit einem kolossalen Eingangstor auszustatten: einem Platz mit rechteckigem Grundriss, mit einer Fläche von mehr als einem Hektar, gesäumt von einheitlichen dreistöckigen Häusern, mit glatten ursprünglich in Ocker- und Rottönen gestrichenen Fassaden, deren Umriss mit Freskenmalerei hervorgehoben war. Diese Fassaden mit Nizzaer Tradition erinnerten jedoch an die Arkaden der Via Po in Turin.
Seit seinem Ursprung ist dieser Platz ein emblematischer Kreuzweg sowohl in symbolischer Hinsicht mit der Kapelle du Saint-Sépulcre als auch funktionell, indem die Altstadt mit dem Hafen verbunden wurde. Alle wichtigen Aktivitäten liefen dort zusammen: vom Transport der Güter bis hin zur Begrüßung der Herrscher wie Napoleon III. Dieser Platz sollte auch das städtische Rasterbild mit der Planung der neuen Oststadtteile durch die Axen der Straßen Cassini, Segurane und Republique skizzieren, strahlenförmig verlaufend Richtung Hafen und die aktuellen Quartiers von Riquier und Saint-Roch, damals agrarisch, dann industriell geworden.                                                     

place garibaldi
Im Laufe der Zeit hat sich die Rolle des Platzes entwickelt: mit dem Anschluss Nizzas an Frankreich im Jahre 1860 hat der Handel mit Turin stark abgenommen. Der Platz als Ort der Machtbehauptung hat auch seine Symbolik verloren. Außerdem hat die Zunahme des Luxustourismus wiederum eine Betriebsumwandlung dieser Quartiers beschleunigt: sie wurden zum verborgenen Gesicht der touristischen Vitrine von Nizza, Urlaubsort für die europäische Aristokratie. Der Platz Garibaldi offenbarte sich dann zu einem privilegierten Ort des Ausdrucks Nizzaer Identität: er ist ein zentraler, populärer und belebter Ort, der Kultur und Tradition, die geschützt von der touristischen Sturzwelle weitergedeihen, symbolisiert.
Der Platz wurde hintereinander Piazza Vittorio, dann Place de la République und schließlich Place Napoléon gennant. Hundert Jahre nach seiner Gründung bekam er seinen nun noch jetzigen Namen im Andenken an den in Nizza geborenen, italienischen General und Politiker, Giuseppe Garibaldi. Zur gleichen Zeit wurde der Platz zu einer grünen Anlage umgewandelt: ein großer Bassin mit Wasserspiel im Zentrum, und verschiedenen Alleen mit Rasen, gesäumt von Rosenstöcken. Oleander, Eichen und Eukalyptusbäume sorgten für willkommenen Schatten. Später verlor die Grünanlage all seine Charme und der Autoverkehr heimsuchte die ganze Fläche.
In den Jahren 2007-2008 anlässlich des Baus und der Einrichtung der Straßenbahn wurde der gesamte Platz vollkommen renoviert. Sie wurde zur Hälfte Fußgängerzone mit begrenzter Anzahl von Fahrspuren für den Autoverkehr. Nach rund zwei Jahren aufwendiger Arbeiten wurde im März 2012 die Fassadenrenovierung der 6500 m2 Fassaden beendet. Rund zwanzig Maler, spezialisiert auf Freskenmalerei, haben anhand von Photographien des Platzes aus dem 19. Jahrhundert an der Restaurierung teilgenommen. Dieser Platz hat u.a. Trompe-l’oeil Zierrat auf seinen vier Seiten, was eine seltene Eigentümlichkeit in Europa ist.
Kommen Sie, diesen besonderen Ort am Rande der Altstadt entdecken. Genießen Sie die Sonnenterrassen, nehmen Sie ein Glas oder verkosten Sie Meeresfrüchte im berühmten Café de Turin, im Jahre 1908 gegründet, und tauchen Sie in die Geschichte ein!

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