Der Platz
Garibaldi, der älteste große Platz Nizzas, ist ab 1773 gebaut worden, mit
der Absicht, die Strecke zwischen Turin, der damaligen Hauptstadt, und Nizza
befahrbar zu machen. Man entschied also, diese königliche Route, deren Nizzaer Endstation
die aktuelle Avenue de la République ist, mit einem kolossalen Eingangstor
auszustatten: einem Platz mit rechteckigem Grundriss, mit einer Fläche von mehr
als einem Hektar, gesäumt von einheitlichen dreistöckigen Häusern, mit glatten
ursprünglich in Ocker- und Rottönen gestrichenen Fassaden, deren Umriss mit
Freskenmalerei hervorgehoben war. Diese Fassaden mit Nizzaer Tradition
erinnerten jedoch an die Arkaden der Via Po in Turin.
Seit seinem Ursprung ist dieser Platz ein emblematischer
Kreuzweg sowohl in symbolischer Hinsicht mit der Kapelle du Saint-Sépulcre als
auch funktionell, indem die Altstadt mit dem Hafen verbunden wurde. Alle
wichtigen Aktivitäten liefen dort zusammen: vom Transport der Güter bis hin zur
Begrüßung der Herrscher wie Napoleon III. Dieser Platz sollte auch das
städtische Rasterbild mit der Planung der neuen Oststadtteile durch die Axen
der Straßen Cassini, Segurane und Republique skizzieren, strahlenförmig
verlaufend Richtung Hafen und die aktuellen Quartiers von Riquier und
Saint-Roch, damals agrarisch, dann industriell geworden.
Im Laufe der Zeit hat sich die Rolle des Platzes entwickelt: mit dem
Anschluss Nizzas an Frankreich im Jahre 1860 hat der Handel mit Turin stark
abgenommen. Der Platz als Ort der Machtbehauptung hat auch seine Symbolik
verloren. Außerdem hat die Zunahme des Luxustourismus wiederum eine Betriebsumwandlung
dieser Quartiers beschleunigt: sie wurden zum verborgenen Gesicht der touristischen
Vitrine von Nizza, Urlaubsort für die europäische Aristokratie. Der Platz
Garibaldi offenbarte sich dann zu einem privilegierten Ort des Ausdrucks
Nizzaer Identität: er ist ein zentraler, populärer und belebter Ort, der Kultur
und Tradition, die geschützt von der touristischen Sturzwelle weitergedeihen,
symbolisiert.
Der Platz wurde hintereinander Piazza Vittorio, dann
Place de la République und schließlich Place Napoléon gennant. Hundert Jahre
nach seiner Gründung bekam er seinen nun noch jetzigen Namen im Andenken an den
in Nizza geborenen, italienischen General und Politiker, Giuseppe Garibaldi.
Zur gleichen Zeit wurde der Platz zu einer grünen Anlage umgewandelt: ein
großer Bassin mit Wasserspiel im Zentrum, und verschiedenen Alleen mit Rasen,
gesäumt von Rosenstöcken. Oleander, Eichen und Eukalyptusbäume sorgten für
willkommenen Schatten. Später verlor die Grünanlage all seine Charme und der
Autoverkehr heimsuchte die ganze Fläche.
In den Jahren 2007-2008 anlässlich des Baus und der
Einrichtung der Straßenbahn wurde der gesamte Platz vollkommen renoviert. Sie
wurde zur Hälfte Fußgängerzone mit begrenzter Anzahl von Fahrspuren für den
Autoverkehr. Nach rund zwei Jahren aufwendiger Arbeiten wurde im März 2012 die
Fassadenrenovierung der 6500 m2 Fassaden beendet. Rund zwanzig Maler,
spezialisiert auf Freskenmalerei, haben anhand von Photographien des Platzes
aus dem 19. Jahrhundert an der Restaurierung teilgenommen. Dieser Platz hat u.a.
Trompe-l’oeil Zierrat auf seinen vier Seiten, was eine seltene Eigentümlichkeit
in Europa ist.
Kommen Sie, diesen besonderen Ort am Rande der Altstadt entdecken. Genießen Sie die Sonnenterrassen, nehmen Sie ein
Glas oder verkosten Sie Meeresfrüchte im berühmten Café de Turin, im Jahre 1908
gegründet, und tauchen Sie in die Geschichte ein!
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